jüdischer Friedhof – Blick in die Vergangenheit

Nachdem im 19. Jh. die beiden bisherigen Friedhöfe in Frankfurt (Petershof und der jüdische in der Battonstr.) keine Bestattungen mehr zuließen, wurden 1828 außerhalb des Stadtgebiets nebeneinander der Hauptfriedhof und der »alte« jüdische Friedhof angelegt (an der Rat-Beil-Str.).

Auf beiden Friedhöfen wurden bedeutende Frankfurter Persönlichkeiten bestattet, deren Wirken bis in die Gegenwart erkennbar ist. In diesem Beitrag werden die Grabmale einiger herausragender jüdischer Mitbürger vorgestellt.

Führungen u. a. durch Frankfurter Stadtevents

Das Bild oben zeigt den ursprünglichen Eingang. Aktuell geht es durch ein unscheinbares Tor rechts daneben hinein, allerdings nur im Rahmen einer Führung.

Wir treten ein und befinden uns in einer Oase der Ruhe mit zwischen alten Bäumen verstreuten teilweise sehr kunstvollen Grabmalen.

Zur Orientierung gibt es einen Plan mit den wichtigsten Grabmalen.

Auf dem linken geschwungenen Weg, der durch den älltesten Teil führt, fällt rechts das Grabmahl von Leopold David Weisweiller und Johanna (geb. Ellissen) auf. Eltern des Wiener Bankiers David Weisweiller.

Am Ende es Weges sehen wir die imposanten Gräber der Familie Rothschild, die damals vermutlich prominentesten Frankfurter Bürger. Mayer Amschel Rothschild, geb. 1744,  gest. 1812 – beides in Frankfurt, begann in der Judengasse als kleiner Münz- und Wechselhändler. Daraus entwickelte sich  die Firma in kurzer Zeit zum bedeutendsten Finanzier der Europäischen Fürstenhäuser. Das Unternehmen ist immer noch im Besitz der Familie und hat bis heute seine Weltbedeutung bewahrt.

Mayer Carl Rothschild (Enkel von Mayer Amschel) lebte von 1820 bis 1886 in Frankfurt. Neben seiner Tätigkeit als Bankier bekleidete er viele öffentliche Ämter. Er bewohnte das Rothschild-Palais am Untermainkai (heute Sitz des jüdischen Museums). Von der später erbauten Villa Güntherburg sind nur noch der Park und wenige Baureste vorhanden.

  

Bertha Pappenheim, geb. 1859 in Wien. Durchlebte eine durch Krankheit und Tod ihres Vater ausgelöste Gesundheits- und Lebenskrise, die für sie prägend war. Besonders am Herzen lagen ihr die Frauenrechte, die auch innerhalb der jüdischen Gemeinde durch konservative Rollenbilder geprägt waren. Durch schriftstellerische Aktivitäten und Gründung u.a. des jüdischen Frauenbundes hat sie das Ziel der Gleichberechtiung – gegen starke Widerstände – verfolgt. Eines ihrer Lebenswerke war das Neu Isenburger Mädchenheim, in dem junge Frauen mit unehelich geborenen Kindern und von Prostitution bzw. Menschenhandel bedrohte Mädchen aufgenommen wurden. Das Heim wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört.

Paul Ehrlich geb. 1954 in Schlesien, gest. 1915 in Bad Homburg, war Mediziner und Forscher. Seine Leistungen: u. a. Entwickeln einer Färbemethode zur Diagnose vieler Blutkrankheiten,  Medikament zur Heilung der Syphilis, Serum gegen Diphterie. Er erhielt 1908 den Nobelpreis.

Leopold Sonnemann, geb. 1831 in Höchberg, gest. 1909 in Frankfurt, war Bankier, Jounalist, Verleger, Politiker, Mäzen. Er war Mitgründer der Frankfurter Volksbank, ab 1867 Eigentümer und Herausgeber der Frankfurter Handelszeitung (Vorläuferin der FAZ).

Eine der Gedenktafeln zu den jüdischen Gefallenen des ersten Weltkriegs, die auf Seite der Deutschen gekämpft haben – versteckt im linken Torbau des Eingangstors (Hinweis von Stadtteil-Historiker Hans Günter Thorwarth).

Ritueller Wasserbecher

 

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