Archiv der Kategorie: 010 Kultur

Spektakel in Frankfurt – Sommerwerft startet in 15. Saison

Ein buntes Völkchen aus fantasievollen Gestalten – Künstler u. a. mit russischen, südamerikanischen, spanischen und natürlich auch deutschen Wurzeln, traf sich am Goetheplatz. Mit Maskerade, Musik und Tanz fanden sie ein passendes internationales Publikum, das sich gerne beim Shoppen unterbrechen ließ und begeistert zum Handy griff. Nach einem »Demonstrationszug« zum Römer – mit starker Polizeibegleitung (2 Motorräder, 5 Mannschaftswagen bei ca. 50 »Demonstranten«!) ging es am Sommerwerftgelände mit dem Programm los. Bis 7. August werden Musik, Theater, Workshops und Film geboten – für Erwachsene und Kinder. Das Ganze wird von »Protagon – Freunde und Förderer freier Theateraktion« mit vielen ehrenamtlichen Helfern gestemmt. Der beträchtliche finanzielle Aufwand wird aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, Einnahmen aus Essens- und Getränkeverkäufen finanziert. Aus öffentlichen Töpfen kommt auch etwas – es könnte mehr sein! Die neue Stadtregierung will künftig das Budget für unabhängige Kunst aufstocken. Vielleicht kommt auch etwas bei der Sommerwerft an? Die neue Stadträtin Ina Hartwig hat hoffentlich ein Herz für diese gewaltige kreative Quelle, besonders in einer Zeit, in der das Fremde zunehmend als bedrohlich empfunden wird.

Leider kann ich in den nächsten Tagen nicht dabei sein. Nächster Bericht ab 2.8.

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Fechenheim | Kunstaktionen – Aktionskunst

Der Verein PolymerFM vergibt jährlich Stipendien an Kinder bzw. Jugendliche zwischen 11 und 20 Jahren.  Am 9.7.2016 zeigten die Stipendiaten 2015/16 ihre Werke, die unter dem Motto »Kunstaktionen – Aktionskunst« standen. Sie haben mit viel Freude und Einsatz gemeinsam Mobile für die Straßenlaternen in der Straße Alt Fechenheim entworfen und mit kunstvoll gestalteten mobilen Müllbehältern den Dialog mit den Passanten in Fechenheim gesucht. Die Konzepte wurden gemeinsam erarbeitet und künstlerisch umgesetzt. An ihrer Seite stand Sabine Lauer von »DAS KUNSTBÜRO«. Sie hat die Mädchen (Jungs waren dafür nicht zu gewinnen) motiviert und inspiriert. Die Gespräche mit den Fechenheimern zum Thema Müll waren eine besondere Herausforderung. Galt es doch, »Fremde« anzusprechen und sein Anliegen »zu verkaufen«. In einigen Fällen mussten zunächst Verständnisprobleme überwunden werden. Bemerkenswert ist, dass etliche Mädchen ausländische Wurzeln haben. Sie kommen aus kroatischen, marokkanischen, kurdischen Familien – sind aber erkennbar hier angekommen.

Nun beginnt die nächste Runde mit dem Motto »Enkaustik | Kunst mit Wachs«. (Enkaustik = malen mit Wachs). Interessenten finden weitere Infos hier.

Michael Ende – beim TheaterUmriss

Die stark industriell geprägte westliche Gutleutstraße mit dem Kraftwerk und vielen Gewerbebauten birgt einige Schätzchen – z. B. den gut versteckten romantischen Sommerhoffpark. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, liegt ein Klinkerbau von ca. 1928, das ehemalige Verwaltungsgebäude der Druckfarbenfabrik Dr. Milchsack. Nach der Insolvenz des Betriebes werden die Produktionshallen intensiv als »Kulturfabrik« genutzt, so u. a. vom Theater  »Landungsbrücken«.

Diese Räume nutzt auch die freie Gruppe »TheaterUmriss«, die unter Leitung von Sebastian Bolitz seit ca. 2 Jahren in Frankfurt aktiv ist. Seit etlichen Jahren hat er die Idee, den vielfältigen, phantastischen, philosophischen Stoff aus Michael Endes Werken (u. a. »Die unendliche Geschichte«, »Momo«, »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«) auf die Bühne zu bringen. Mit »Being Pagat« (Pagat = Gaukler/Magier aus »Das Gauklermärchen«) hat er ihn mit der Theatergruppe realisiert. Zitate aus dem gewaltigen Werk von Michael Ende verweben sie voller Hingabe und Emotionen bei ihrem von Körpersprache und Mimik geprägten Spiel .

Die folgende Bildergalerie stellt Mitwirkende des Stücks vor. Die zweite Galerie zeigt Bilder aus »Being Pagat«.

Bilder zu »Being Pagat« von Stefan Chytrek – nächste Möglichkeit das Stück zu sehen: Sommerwerft in Frankfurt vom 22.7. – 7.8.2016 – zwischen Main und EZB. Wir sehen uns dort.

Antagon – was ist das?

Viele Frankfurter haben sie zwar schon gesehen – mit ihren phantsievollen Stelzenauftritten,  aber nur wenige kennen sie wirklich, obwohl sie bereits seit 25 Jahren existieren – die internationale Theatergruppe Antagon. Ich kannte zwar den Namen, hatte jedoch keine Vorstellung, was sich hinter Antagon verbirgt.

Also nichts wie hin. Erster Eindruck bei trübem Frankfurter Wetter: alles ziemlich trist und zunächst abweisend. Dann die Überraschung: Ich wurde mit offenen Armen empfangen. In den Gesprächen wurde die Freude und Leidenschaft am Schauspiel spürbar. Larissa aus der Verwaltung hat mir alle Einrichtungen inklusive der Kellerwerkstätten gezeigt. Ein Teil der Antagonhalle wird für Proben, Aufführungen und Workshops genutzt. Ein anderer Teil ist mit Schwingboden ausgerüstet und wird u. a. für Tanztraining genutzt. Die Halle ist mit professioneller Bühnentechnik ausgestattet. Alles ist mobil, weil sehr oft auf Straßen und Plätzen und im Ausland gespielt wird.

Das Wichtigste sind jedoch die Schauspieler – aus vielen Ländern, u.a. Brasilien, Iran, Chile, Litauen, Finnland, Italien … – mit allen Reizen der kulturellen und sprachlichen Vielfalt. Die Menschen in der folgenden Galerie habe ich zufällig dort getroffen. Sie leben überwiegend auf dem Gelände miteinander. Nicht alle haben eine Schauspielausbildung aber alle sind hochmotiviert und arbeiten intensiv an ihren Fähigkeiten. Die Stücke werden gemeinsam entwickelt und ausgearbeitet, zusammen mit Regisseuren und Dramaturgen. Es herrscht eine offene freundliche Atmosphäre.

Beste Gelegenheit, Antagon und viele andere freie Theatergruppen kennen zu lernen, ist die Sommerwerft in Frankfurt vom 22.7. – 7.8.2016 – bei der EZB – neben dem Restaurant Oosten.

Weltkulturenmuseum – Papua Neuguinea – moderne Kunst und Traditionen

Dr. Eva Raabe hat in der Ausstellung LUKIM GEN (Ein Rückblick) »moderne« Kunst aus den siebziger Jahren zusammengestellt. Die Künstler waren von der Aufbruchstimmung der Unabhängigkeit (1975) beeinflusst. In den Werken sind ihre kulturellen Wurzeln deutlich spürbar. In diesem Staat haben sich über Jahrtausende ca. 1000 Gruppen – weitgehend unbeeinflusst vom Rest der Welt – entwickelt. Diese Vielfalt ist ein wichtiger Impulsgeber. Leider hat die Dynamik der Kunstszene durch die politische Instabilität einen deutlichen Dämpfer erhalten.

Die folgenden Bilder zeigen nur einen kleinen Ausschnitt. Besser ist natürlich eine Reise in die Vergangenheit eines fernen Landes: Die Ausstellung wird bis 19. Juni 2016 gezeigt.

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Gallustheater bringt ZuKT: Tanz = Geschichten erzählen …

… und dies über Sprachgrenzen hinweg. Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) zeigen jeweils zum Semesterende unter Leitung von Prof. Dieter Heitkamp ihr Können, ihre Fähigkeit, Geschichten kreativ und voller Leidenschaft zu tanzen. Hinter dem Kürzel ZuKT versteckt sich »Zeitgenössischer und Klassischer Tanz«. Besonders beim Zeitgenössischen Tanz spielen Konventionen nur noch eine geringe Rolle. Kreativität und Überwinden von Gepflogenheiten sind wichtiger.

Die Acts werden seit vielen Jahren 2 x jährlich im Gallustheater in Frankfurt gezeigt. Es lohnt sich, auf der Website der HfMDK bzw. des Gallustheaters nach den Terminen zu suchen. Da in der Regel nur 3 Termine angeboten werden, sollten die Karten frühzeitig gebucht werden.

Wickstadt – Kunstzentrum der Wetterau

Wickstadt, ein stiller, verträumter Ort mit einem Gutshof, einer Wallfahrtskapelle und vielleicht 10 Häusern (nicht wirklich eine Stadt), liegt in einer Senke nordöstlich von Assenheim (auch besuchenswert). Alle zwei Jahre wacht es auf und wandelt sich mit dem Kunstfest zum Zentrum für Wetterauer Künstler, Literaten und Kunsthandwerker. Ca. 30 Kunstschaffende zeigten in diesem Jahr Bilder, Skulpturen – machten Musik, lasen aus ihren Werken, zeigten Akrobatik oder wirkten als Komödianten. Dem Publikum gefiel es. Bei tollem Wetter kamen vor allem Genießer hierher. Siehe auch hier.

Aktuelle afrikanische Kunst – Tradition + Gegenwart

El Hadji Sy im Weltkulturen Museum

Seit über 40 Jahren sammelt das Weltkulturen Museum (MWK) zeitgenössische afrikanische Kunst und damit lange vor anderen Einrichtungen in Deutschland. 1985 hat der senegalesische Künstler El Hadji Sy aktuelle afrikanische Kunst für das MWK zusammen gestellt.

07 Versammlung mit vier HockernIn der Ausstellung »Painting, Performance, Politics« werden Bilder aus dieser Sammlung und neu geschaffene Werke gezeigt. Sie stehen häufig in Verbindung mit ethnologischen Objekten aus den Beständen des Museums und der politischen Situation seines Landes. Die Ausstellung ist bis 18.10.2015 zu sehen.
Das Begleitprogramm bietet u. a. auch Möglichkeiten, vom Künstler und den Kuratoren Informationen und Antworten aus erster Hand zu erhalten.

Warum und wozu? Sammlung des Weltkulturen Museums

Seit Gründung des Museums 1904 wurden 67.000 völkerkundliche Gegenstände und 120.000 Fotografien und Filme gesammelt. Die letzte große Sammelexpedition brachte 1961 4.000 Exponate aus Neu Guinea ins Museum.

Waffensammlung im original Lager-System

Nur ein sehr geringer Teil kann gezeigt werden. Der Rest schlummert in gewaltigen Archiven.

Was waren die Motive der sammelnden Forscher? Sicher Interesse an fremden Kulturen. Welche Rolle spielten wirtschaftliche Überlegungen? Welche Rolle spielte die damals angenommene Überlegenheit der Weißen?

Die neue Ausstellung Ware & Wissen sucht Antworten auf diese und viele weitere Fragen. Die Besucher sind eingeladen, sich aktiv und offen mit ihnen auseinander zu setzen.

Künstler u. a. aus Mexiko, Neuseeland, Nigeria, Taiwan, England haben während ihres Aufenthalts in Frankfurt daraus auf der Grundlage ihrer ganz persönlichen kulturellen Erfahrungen Themen aufgegriffen und neue Produkte geschaffen

Das Weltkulturen Museum ist mit diesem Ansatz der Selbstreflektion federführend in der deutschen Museumslandschaft und wurde deshalb u. a. auch von der Kulturstiftung des Bundes deutlich gefördert.

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… die Welt inspiriert – Museum für Weltkulturen

Im eigenen Saft schmoren oder sich von ungewohnten, fremden Dingen und Gebräuchen anregen lassen?

Vor drei Jahren saßen Dr. Clémentine Deliss (Direktorin des Museums) und Dr. Hans-Ulrich von Freyberg (Vorstand der cocomore) – vermutlich bei einem Glas guten Weins – zusammen und haben überlegt, wie man die Fülle des »Museums Weltkulturen« in Frankfurt (ca. 70.000 Exponate und 120.000 Fotos 2 Dr. Hans-Ulrich von Freybergund Filme) öffe1 Dr. Clémentine Delissntlich verfügbar machen kann. Nicht vordergründig, um die Stücke zu zeigen, sondern um kreative Prozesse anzustoßen und sichtbar zu machen.

Das Museum hat in den letzten Jahren begonnen, Künstler und kreative Handwerker aus aller Welt nach Frankfurt einzuladen, um im Weltkulturen-Laboratorium Ideen zu entwickeln. Das Museum soll nicht nur ein Ort des Konsums, des sich Freuens an interessanten Gegenständen sein, sondern anregen, das versteckte Potenzial der Dinge für Neues zu nutzen.

Nun ist es soweit: über das Internet können Kreative (jeder kann kreativ sein!) Projekte vorantreiben – auch begleitet von anderen Menschen – und das weltweit. Bemerkenswert, aber nicht ungewöhnlich für Frankfurt ist es, dass die Lösung durch privates Sponsoring zustande kam. Cocomore hat eine sechsstellige Summe investiert, um diese bisher einmalige Lösung für das MWK zu schaffen. Trotz der sehr geringen Ausstellungsfläche kann die gewaltige Sammlung über Frankfurt hinaus wirksam werden. Das ist sicher nicht schädlich für das Image Frankfurts. Weitere Sponsoren sind herzlich willkommen!

Bei der Vorstellung dabei waren (v.l.) Silas Matope (Kurator bei der National Gallery of Zimbabwe), 3 Silas Matope_Berit Mohr_Muthoni KimaniBerit Mohr  (Kulturwissenschaftlerin und Kostümbildnerin aus Frankfurt) und die Designerin Muthoni Kimani aus Kenia (derzeit Dozentin an der University of South Africa). Alle drei sehen große Potenziale für ihre Arbeit durch diese Lösung.

Die Webadresse ist:
weltkulturen-openlab.com. Einstieg auf der Homepage ist die Schaltfläche [Projekt wählen]. Dort finden sich beispielhaft Arbeiten der letzten Monate. Nach Wahl eines Themas wird eine Baumstruktur gezeigt.

4 World in a spoonProjekteinstieg ist ein Objekt der Sammlung (manchmal auch mehrere). Im dargestellten Baum sind die Entwicklungsschritte nach oben dokumentiert. Angemeldete Besucher können den Prozess mit eigenen Ideen anreichern. Durch diese Interaktion bekommt die Entwicklung eine besondere Dynamik. Themenfelder für neue Werke können bildende Kunst, Musik, Mode, Essen, … sein.

Nun viel Spaß beim Surfen und viele gute Anregungen für eigene Kreationen.
Was könnte sich z. B. aus einem meiner Lieblingsobjekte entwickeln?

A 55534
Behälter der Shipibo-Kultur (Peru)