Junge Kunst aus Frankfurt | Frankfurter Kunstverein

Zehn Studierende bzw. Absolventen der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt, und der Hochschule für Gestaltung (HfG), Offenbach, bekommen vom FKV unter Leitung von Franziska Nori in diesem Jahr wieder die Chance, ihre Kunst in einem größeren Rahmen zu präsentieren. Dieses in Deutschland wohl einmalige Format »And This is Us 2023« soll den Start ins künstlerische Berufsleben unterstützen. Jede Künstlerin und jeder Künstler hat ein frei gewähltes Thema für diese Ausstellung entwickelt mit sehr kreativen, überraschenden Positionen.

Die komplexen Werke und die dahinterstehenden, innovativen Techniken erschließen sich am besten im Rahmen einer Führung (siehe Website des FKV > Kalender)

Museum Sinclair-Haus (HG) | Wolken

Unter dem Motto »Von Gerhard Richter bis zur Cloud« zeigt das Museum Sinclair-Haus bis 13.08.2023 »Wolken«.
Vierzehn Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre Sicht auf das Phänomen Wolken, das uns alle immer wieder fasziniert. Dabei nutzen sie spannende Techniken.

Die folgenden Fotos zeigen in einer Zufallsauswahl einen kleinen Ausschnitt der Ausstellung. Der Beitrag will den Besuch nicht ersetzen sondern zu einem Besuch anregen.

 

Städel | Italienfotos 1850 – 1880

Handy hoch – klick: Für viele ist Fotografieren zu einer eher oberflächlichen schnellen Beschäftigung geworden. Im Bruchteil einer Sekunde entsteht ein Foto. Für das erste bekannte Foto von 1826 (Niépce »Blick aus dem Arbeitszimmer») war aufwändige Vorbereitung und eine Belichtungszeit von 8 Stunden notwendig. Ab 1840 konnten Fotos kommerziell hergestellt werden – aber immer noch mit erheblichem Aufwand.

Johann David Passavant, Städeldirektor 1840 – 1861, hat ab 1850 eine Sammlung italienischer Fotos aufgebaut. 90 bedeutende Aufnahmen von ca. 10 Fotografen in der aktuellen Ausstellung zeugen von deren Können, die trotz ihrer gewaltigen technischen Grenzen (schwere Ausrüstung und Belichtungszeiten von etlichen Sekunden bis einigen Minuten) beeindruckende Werke geschaffen haben.

Diese Fotos geben heute noch Anregungen für gute Bildgestaltung. Für alle, die künftig bessere Bilder machen wollen – aber auch andere Künstler – bringt ein Besuch wertvolle Erkenntnisse. Die von Kristina Lemke kuratierte Ausstellung ist bis 3. Sept. 2023 zu sehen.
Hier ein kleiner Ausschnitt:

Ausstellungsansicht „Italien vor Augen. Frühe Fotografien ewiger Sehnsuchtsorte

Foto:
Städel Museum
Norbert Miguletz

 

 

 

 

 

Pisa: Schiefer Turm | um 1855 (20 Sekunden – 7 Minuten?)


Enrico Van Lint
(1808–1884)
Albuminpapier auf Karton
Städel Museum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Venedig: Blick auf Markusbibliothek, Campanile und Dogenpalast | um 1875

Carlo Naya (1816–1882)
Albuminpapier auf Karton
Städel Museum

 

 

 

 

 

Rom: Fischer am Tiber nahe der Engelsburg | um 1860

Gioacchino Altobelli
(1814–1878)
Albuminpapier auf Karton
Städel Museum

 

 

 

 

 

Riviera di Levante: Küste nahe Sestri Levante | um 1870

August Alfred Noack (1833–1895)
Albuminpapier auf Karton
Städel Museum

 

 

 

 

 

Neapel: Der Ausbruch des Vesuvs | am 26. April 1872, 15 Uhr

Giorgio Sommer (1834–1914)
Albuminpapier auf Karton
Städel Museum, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins Weiterlesen

FFF Fotografie Forum Frankfurt | Hug of a Swan

Nhu Xuan Hua ist eine international sehr erfolgreiche Fotografin u.a. für Vogue, The Wall Street Jounal, Time Magazine und viele große Fashionmarken. Gemeinsam mit dem Museum für Photography, Amsterdam  (HMA) kuratiert von Nanda van den Berg hat sie diese Ausstellung gestaltet.

Ihre Familie ist nach dem Vietnam-Krieg nach Europa geflüchtet. Xuan (gesprochen wie Swan auf englisch) wurde 1989 in Paris geboren und lebt dort. Ihre Familie und ihre Vergangenheit spielen eine große Rolle bei ihrem künstlerischen Schaffen. Sie kombiniert  vietnamesische und westliche Stilelemente und spielt mit überraschenden Bildverfremdungen. Sie nutzt nicht nur das Medium Fotografie, sondern alles was ihre Vorstellungen verdeutlichen kann. Diese für das FFF gestalteten Arbeiten sind in fünf Räume gegliedert:
Bel Etage, Celebration Room, Courtyard, Red Room, Wedding Room.
Die folgenden Bilder zeigen Ausschnitte der Ausstellung. Die Komplexität ihrer Kunst erschließt sich am besten bei einer Führung.

Siehe auch Instagram.

Die Ausstellung im FFF endet am 9.4.2023

Schirn | Niki de Saint Phalle | viel mehr als Nanas

Niki de Saint Phalle (1930 – 2002) wurde durch ihre überdimensionalen, sehr farbigen, betont weiblichen Skulpturen weltbekannt. Dabei wird kaum beachtet, dass ihr künstlerisches Schaffen wesentlich breiter angelegt war. Bemerkenswert ist vor allem, dass sie ab den fünfziger Jahren Pionierin auf vielen Feldern der modernen Kunst war. Sie hat provokativ neue Themen aufgegriffen und damit ihre persönlichen Erfahrungen aufgearbeitet. Für die von Katharina Dohm kuratierte Ausstellung konnten viele internationale Leihgeber gewonnen werden, um so einen umfassenden Blick auf ihr Werk zu ermöglichen.

»Ich bin Künstlerin geworden, weil ich keine Wahl hatte, ich brauchte also keine Entscheidung treffen. Es war mein Schicksal […] Ich habe die Kunst als meine Erlösung und als eine Notwendigkeit angenommen.« (Niki de Saint Phalle)

Wer die Eindrücke dieser außergwöhnlich umfassenden Ausstellung vertiefen möchte, kann dies mit einer Reise in die Toscana verbinden. Ab 1979 arbeitete sie über 20 Jahre am »Tarot-Garten« in der Nähe von Garavicchio. In der Schirn sind einige Modelle des Gartens zu sehen.

Die Ausstellung in der Schirn ist bis 21.5.2023 zu sehen.

Fechenheim | vom Hafen in die Natur am Mainbogen

Gastbeitrag von Jürgen Gries
Er war 4 Jahrzehnte Polizist auf dem damaligen 7. Polizeirevier und ist dadurch immer noch stark mit dem Stadtteil verbunden | »Fechenheimer mit Offenbacher Migrationshintergrund«
Kontakt: jupggries@gmx.de

Fechenheim, ein Teil Frankfurts, den ich im Laufe vieler Jahre meines Arbeitslebens schätzen und lieben gelernt habe. Zumeist wird Fechenheim nur als Durchfahrt auf der „Hanauer“ zwischen Hanau und der Frankfurter Innenstadt genutzt. Zugegeben, hier präsentiert sich Fechenheim nicht von seiner Schokoladenseite und mancher Stau zu den Hauptverkehrszeiten weckt den Wunsch, möglichst schnell von hier wegzukommen.

Eine andere, weitaus liebenswertere Seite Fechenheims ist die Naturnähe am Mainbogen. Auf geschätzten 4 ½ km kann man entlang des Mains die Fechenheimer Natur auf dem Leinpfad und der Helmut-Sittler-Promenade erleben.

Beginnen wir mit unserer Wanderung unterhalb des Parkplatzes am Mainkurkreisel. Obwohl auch hier schon das Ufer begrünt ist, ist es noch lange nicht das, was man von einem Naturidyll erwartet.  Der Industriehafen, von dem aus das Chemiewerk Allessa versorgt wird, ist meistens für den Fußgänger- und Radfahrerverkehr geöffnet, sonst Umweg über die Straße »Alt Fechenheim« bis zur Endhaltestelle der Linie 11.

Interessant sind im Hafenbereich insbesondere die gewaltigen Trichter der „Biologischen Abwasserreinigungsanlage“, die man unmittelbar passiert, bevor nur wenige Meter weiter der Leinpfad auf die Straßenbahnschienen trifft, welche die Linie 11 von Fechenheim aus quer durch Frankfurt bis zum Stadtteil Höchst führen.

Es dauert nicht lange und man kommt am Arthur-von-Weinberg-Steg vorbei, einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke, die Fechenheim mit dem Offenbacher Stadtteil Bürgel verbindet. Der Steg war ursprünglich eine Rohrleitungsbrücke, welche die Chemiefabriken Cassella in Fechenheim mit dem Offenbacher Chemiewerk Höchst verband.

Es lohnt sich durchaus, einmal die Seite zu wechseln und über die Brücke einen kurzen Abstecher nach Offenbach-Bürgel zu machen. Die Fechenheimer „Skyline“ mit den beiden Türmen des Rathauses und der Melanchthonkirche ist vom Bürgeler Hochwasserdamm aus besonders schön zu sehen. Am Arthur-von-Weinberg-Steg begegnen wir zum ersten Mal der Fechenheimer urbanen Kunstwelt.

Das erste (oder vielleicht auch das sechste?) von 6 Windspielen ist hier präsent. „Was mögen diese wohl darstellen?“  Ein kleiner Rätselspaß auf dem weiteren Spaziergang, der sich kurz vor der Endhaltestelle der Linie 11 leicht lösen lässt. Beim letzten Windspiel an der Fassade im Einmündungsbereich Leinpfad / Am Mainbörnchen ist ein QR-Code angebracht, über den sich die rätselhaften Objekte leicht „knacken“ lassen.

Nun sind wir an der Endhaltestelle der Straßenbahn Linie 11 angelangt. Der Weg führt jetzt durch baumbewachsenen Uferbereich. Rechts die Mauer des Fechenheimer Friedhofs. Es mag morbide klingen, aber auch ein kleiner Abstecher dorthin lohnt sich. Das monumentale, unter Denkmalschutz stehende Ehrenmal ist nicht zu übersehen. Das Material dafür stammt aus dem Steinbruch Michelnau. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Steinbruch heute nur noch von einem Verein als Museumssteinbruch instand gehalten wird. Ab und zu gibt es dort Besichtigungstermine, die wahrzunehmen ich empfehlen kann.

Doch zurück zum Friedhof Fechenheim. Die ehemalige Totenhalle wurde zum Kulturpavillon umgewidmet, in dem überwiegend lokale Künstler ihre (der Örtlichkeit angepassten) Werke ausstellen. Über die Öffnungszeiten sollte man sich vorher informieren.

Nicht weit hinter dem Friedhof stößt man auf einen kleinen Teich, bevor unmittelbar dahinter zwei Durchbrüche zum Main den neuen „Main-Altarm“ begründen.

Dies ist das Gebiet, in dem ich mich am häufigsten aufhalte. Hier kann man eine artenreiche Vogelwelt entdecken. Eisvogel, Flussregenpfeifer, Flussuferläufer, Schafstelze, verschiedenen Möwen-, Gänse- und Entenarten bin ich hier schon begegnet. Wenn man Glück hat, kann man eine Libellenlarve beobachten, die sich wie ein kleines Schlammmonster im Uferbereich einen geeigneten Pflanzenstiel sucht, um sich dort zur Verpuppung festzukrallen. Es gäbe noch viele Libellen-, Schmetterlings- und anderen Insektenarten aufzuzählen, die es hier zu entdecken gibt, doch davon überzeugen Sie sich am besten selbst.

Nicht weit hinter dem neuen Altarm stoßen wir auf das Gebäude und die Gaststätte des O.R.V. (Offenbacher Ruderverein). Ja, sie haben richtig gelesen. Hier befindet sich ein Offenbacher Verein auf Frankfurter Gebiet. Nun ja, schließlich sind die Fechenheimer für ihre Toleranz bekannt 😊

Wer möchte, kann nun den Rückweg zum Ausgangspunkt antreten. Die hier beginnende Starkenburger Straße führt schnurgerade und durch den Fechenheimer Ortskern zum Mainkurkreisel zurück. Sie dürfen sich nur nicht irritieren lassen: ab Ortsmitte heißt die Starkenburger Straße dann Alt-Fechenheim.

Wer noch weiter den Mainbogen genießen möchte, kann das bis hinter die nach Offenbach führende Carl-Ulrich-Brücke machen, unter welcher der Leinpfad zur Offenbacher Rudergesellschaft Undine (da haben wir sie wieder, die Fechenheimer Toleranz) mit Gastronomie führt.

Für den Rückweg von dort geht man am besten zur Carl-Benz-Straße, dort nach links, bis man nach nur wenigen Metern zur Einmündung Dieburger Straße kommt. Dieser folgt man bis zur Starkenburger Straße und geht dann geradeaus weiter oder wartet auf den Bus Linie 551, der zum Mainkurkreisel zurück fährt.

Siehe weitere Beiträge:
Cassella – so schön kann Industrie sein 
Versteckte Schönheiten – Fechenheim
Fechenheim – Kunst und Wohnen im Bunker

 

 

 

The Blasky | ein besonderes Hotel

Das Haus wurde 1982 als Bürogebäude errichtet. In Frankfurt ist es immer noch üblich, Häuser wegen einer neuen Nutzung abzureißen. Hier wurde der Bestand bewahrt und soweit notwendig für das neue Hotel umgebaut. Auch die Lage in Sachsenhausen ist außergewöhnlich. The Blasky wurde 2021 eröffnet, wie eine Ferien-Insel in Sachsenhausen, einer sonst nicht so tollen Umgebung am Ziegelhüttenweg.

Besonders ist auch das Team, geführt von Tim Doehring. Es sorgt für eine entspannte, freundliche Atmosphäre. Es will wohl, dass sich die internationalen Gäste wie zuhause oder im Urlaub fühlen. Unterstützt wird der Eindruck durch das Ambiente des Hauses: modern, zweckmäßig, gemütlich. Restaurant und Bar wirken wie ein größeres Wohnzimmer.

Das absolute Highlight ist die Dachterrasse mit einem grandiosen Blick auf die Skyline von Frankfurt – wenn es nicht neblig ist. Bei unserem erster Besuch während einer Führung mit Sabine Wustmann konnten wir gerade die Häuser auf der anderen Straßenseite sehen. Der Name des Hotels bedeutet Blauer Himmel (bla: schwedisch) – ein Hinweis auf die Dachterrasse.

Bar, Frühstück und Brunch wollen wir demnächst probieren. Auch für Frankfurter interessant: die regelmäßigen Gastro-Events. Weitere Infos.

 

 

Frankfurter Weihnachtsmarkt | 100 Jahre Künstlermarkt

In den Tagen vor Weihnachten zieht es viele Frankfurter und andere Menschen zum Römerberg mit einem der schönsten Märkte in der Region. Wer nicht nur leiblichen Konsum erleben will, kann wunderbare Kunstwerke auf dem traditionellen Kunstmarkt des BBK Frankfurt e.V. genießen. Bei Gefallen kann man sie auch kaufen. Die Künstler freuen sich!

Die Stadt Frankfurt hat sich etwas Besonderes ausgedacht: da Suchspiele aktuell sehr beliebt sind (z.B. Escape-Rooms) soll der Besucher auch den Künstlermarkt nicht sofort finden. Es ist aber nicht sehr schwer.

Die folgenden Bilder zeigen eine kleine, sehr subjektive Auswahl aus den Werken von über 100 Künstlern.

FFF | Pérez Siquier – Die Schattierungen des Lebens …

Beitrag von Hans-Joachim Kirschenbauer, Bad Vilbel

Dem Fotografie Forum Frankfurt (FFF) ist es gelungen, mit dieser Retrospektive eine wirklich beeindruckende Fotoausstellung erstmalig in Deutschland zu arrangieren und zu präsentieren.

Der Spanier Pérez Siquier ist einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der fotografischen Moderne. Das FFF zeigt 130 Fotos in sieben Sequenzen des 1930 in Almeria geborenen und 2021 in seiner Heimatstadt verstorbenen Künstlers.

Es ist aus meiner persönlichen Sicht ein Highlight nicht nur für Freunde der Fotografie, sondern es ist eine Bereicherung für jeden Menschen, der sich emotional und interessiert mit künstlerischen Objekten beschäftigt; für mich persönlich eine der besten Ausstellungen in den letzten Jahren in Deutschland.

Die Ausstellung ist noch bis zum 15.01.2023 im Fotografie Forum Frankfurt (Braubachstraße 30-32) zu sehen. Weitere Infos www.fffrankfurt.org.

Die Schattierungen des Lebens von einem Ort aus …

Almeria, im Süden von Spanien gelegen, mag für manche Menschen weder der Nabel der Welt noch ein städtisches Kleinod sein. Für den Fotografen Pérez Siquier war es der Lebensmittelpunkt, den er nur selten verließ, da er davon überzeugt war, auch in dieser Stadt sind alle Nuancen der Menschheit fotografisch festzuhalten und bildlich darzustellen.

In seiner künstlerischen Arbeit war er oft seiner Zeit voraus. Teilweise blieben Aufnahmen 20 Jahre im Karton archiviert, bevor sie erstmals an die Öffentlichkeit gelangten. Zum Beispiel waren nach seiner Einschätzung Bilder von mehr oder weniger bekleideten Menschen am Strand aus der Zeit um 1973 herum zu diesem Zeitpunkt in Spanien nicht zu zeigen. Er bewies damit neben seinem künstlerischen Blick auch ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt, um Themen zu platzieren. Die 1956 begonnene legendäre Serie „La Chanca (1956 – 1962 schwarz/weiß)“, einem gleichnamigen Viertel in Almeria, das hauptsächlich von Randgruppen der Gesellschaft bewohnt wurde, gibt bereits einen Vorgeschmack seines Blickes für Details verbunden mit einem warmen und feinsinnigen Humor.

In einer weiteren Sequenz einige Zeit später wechselt Pérez Siquier zu Farbaufnahmen aus La Chanca. „Das Leben ist bunt und nicht nur schwarz/weiß“ war sein Kommentar dazu.

Meine persönlichen Favoriten sind die Fotos der Sequenz „Informales (1965)“. Die Stadtverwaltung von Almeria hatte Sanierungsmaßnahmen in dem Viertel La Chanca beschlossen. Viele Gebäude wurden abgerissen oder von Grund auf saniert. Dabei wurden Innenwände und Strukturen sichtbar, die durch die Sanierungsmaßnahmen erst erkennbar wurden und danach auch nicht mehr vorhanden sind. Ein ästhetisches Konzept mit sozialem Hintergrund zeigt isolierte Wandfragmente, die an die abstrakte Malerei und an Collagen erinnern. Farbenfroh und formal gewaltig. Gloria zeigte mir fast in jedem Bild eine auf den ersten Blick nicht wahrnehmbare Landkarte, die europäische Strukturen und Grenzen beinhaltet. Sekundärinformationen, die den Fotos einen noch bedeutenderen Inhalt verleihen.

In einem viel zu kurzen Kontakt mit der sympathischen und überaus reizenden Tochter Gloria war ebenfalls zu erfahren, dass ihr Vater sich über Rückmeldungen und Interpretationen seiner Bilder sehr freute, er aber selbst es lebenslang vermied, seine eigenen Bilder zu erklären. In der Serie „Der Strand (1972 – 1980) wird in einer erotischen Aufnahme eine Frau im Badeanzug gezeigt. Ihr Gesicht ist nicht erkennbar. Gloria verriet das Geheimnis … es ist ihre Mutter. Solche privaten und persönlichen Informationen waren aus erster Hand bei der Eröffnung der Ausstellung durch die beiden anwesenden Töchter Sonia und Gloria zu erfahren.

Ein Höhepunkt war die kurzweilige Führung durch den anwesenden Kurator Carlos Martin, der bereits große Erfolge durch die Ausstellungen in Madrid und vor allem in Barcelona erlebte.

Frau Celina Lunsford, Kuratorin und künstlerische Leiterin des FFF ergänzte aus ihrer Arbeit. Frau Sabine Seitz (Geschäftsführerin FFF) und Frau Sabine Königs (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit FFF) begrüßten die Gäste und die Pressevertreter und führten durch die Eröffnung.