Bad Nauheim | Spuren des Architekten J. P. Hölzinger

Bad Nauheim ist bekannt für seine wunderbaren Kuranlagen, seine Jugendstil-Baudenkmäler vom Sprudelhof bis zum Kraftwerk.

Wenig beachtet, befinden sich im Stadtgebiet Bauwerke des Architekten Johannes Peter Hölzinger (* 1936 in Bad Nauheim).
Von 1954 – 57 hat er Architektur an der Städelschule Frankfurt studiert, wo er den Künstler Hermann Goepfert (u. a. Brunnenanlage am Eschenheimer Turm in Frankfurt) kennengelernt hat. Mit ihm hat er später eng zusammengearbeitet. Sie haben sich gegenseitig inspiriert und maßgeblich die Moderne vorangebracht. U. a. hat er Bauhaus-Ideen (1919 – 1933) und die von Le Corbusier (1887 – 1965) aufgegriffen und mit seinen Überlegungen verbunden.

Seine Grundlagen waren Strukturen, Regeln, aber auch Sinnlichkeit. Architektur wurde als begehbare Kunst gestaltet. Es waren funktionalisierte Kunstwerke, nicht nur schmückende dekorative Skulpturen. Sie sollten auch Erfahrungswelten der Bewohner sein.  

In diesem Beitrag kann das umfangreiche und komplexe Werk von Hölzinger nur skizziert werden. Neben den Bad Nauheimer Bauten war er bundesweit tätig. Sein Werkverzeichnis (»Ein Werkbuch«) kann im DAM eingesehen und auch gekauft werden (9,00 €).

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01 Haus Dr. Bongartz, Gabelsbergerstr. 24 (1958-1960)
Straßenseite geschlossen, offen zum Garten. Für den Hund gab es ein Guckloch zur Straße.

02 Haus Dr. Kampmann, Hügelstr. 5 (1958-1962)
Das typische Haus der Moderne mit vom Boden gelöstem Obergeschoss steht unter Denkmalschutz. Der gegenwärtige Zustand ist erbärmlich. Warum lässt der Eigentümer dieses Schätzchen vergammeln?

03 St. Bonifatius, , Zanderstr. 13 (1968 – 1969)
Durch die Neugestaltung des Chorraums sollten die neue Liturgieform des 2. Vatikanischen Konzils unterstützt werden: Verzicht auf eine Kanzel, freistehender Altar, den Altar umgebende Figurengruppe und eine Tabernakelstele.

04 Wasserstele, Ecke Alice-/Stresemannstraße (1978-1979)

05 Wohnbebauung, Höhenweg 11 (1969 – 1972)
Durch die wellenförmige Gestaltung wirkt das siebenstöckige Bauwerk optisch verkleinert. Die Käufer der Wohnungen sollten den Grundriss individuell gestalten können, deshalb wurden nur die Decken und die seitlichen Wände vorgegebent.

06 Ev. Gemeindezentrum Friedberg-West, Wintersteinstr. 39 (1969 – 1983)
Inzwischen Kindergarten und Studentenwohnungen.
Die wellenförmige Gestaltung ist inspiriert von der damals sichtbaren Geländeform. Durch sie konnte der Bau in verschiedenen Phasen umgesetzt werden: 1. Bauabschnitt 1969, 2. Bauabschnitt 1983. Der 3. Abschnitt wurde nicht mehr realisiert.
Diese Form war ein Gegenentwurf zur Bauhaus-Kasten-Struktur »Geschlossene Formen passen zu geschlossenen Gesellschaften. Hier haben wir eine offene Architektur für eine offene Gesellschaft.«

07 ehem. Wohnhaus und Büro von J. P. Hölzinger, Gustav-Kayser-Str. 4 (1975 – 1977)
Dieses ikonische Hauptwerk Hölzingers wurde von den jetzigen Eigentümern »raab.schmale planungsgemeinschaft« stilgerecht saniert und wird nun als Bürogebäude genutzt.
Die äußeren halbrunden Formen setzen sich im Inneren fort. Der von außen sehr geschlossen wirkende Bau wird durch verdeckte Fensteröffnungen von Licht durchflutet. Ein besonderer Ort ist die im Südosten im obersten Stock liegende Innenterrasse.

09 Wohnbebauung, Auguste-Viktoria -Str. 1 (1979 – 1981)

10 Wohnanlage, Hochwaldstr. 44 (1979 – 1983)
Das von weitem wie eine Berglandschaft wirkende dreigeschossige Bauwerk mit vier Wohngruppen wird von einem zentral liegenden Innenhof erschlossen.

 

 

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