Bieber, früher landwirtschaftlich, später vom inzwischen stark reduzierten Lederhandwerk geprägt, ist seit 1938 ein Stadtteil von Offenbach. Die Einwohner verstehen sich bis heute vor allem als »Bieberer«.
Die Offenbacher Kickers (OFC) dürften wohl das Bekannteste von Bieber sein. Daneben gibt es aber etliche interessante »Schönheiten«.
Gleich hinter dem Stadion [11] am »Bieberer Berg« steht der über 100 Jahre alte Aussichtsturm [12]. Die beiden Bieberer Kirchen mit ihrem eher einfachen Äußeren überraschen mit ihren inneren Attraktionen. Die Altstadt zeigt dörfliches Ambiente mit Häusern bis zurück ins 18. Jahrhundert. Die Bieber mit Obermühle und reichlich Landschaft animiert zum Spaziergang. Nette, überwiegend inhabergeführte Läden in der Seligenstädter Straße sind einen Besuch wert. Viele gastronomische Betriebe bieten neben regionalen und internationalen Speisen und Getränken Plätze im Freien an. Manche haben daneben Kultur im Angebot. Hoffentlich werden sie nach Corona weiter bestehen.
Doppelklick zur Orientierung in Bieber:
Stadion und Aussichtsturm
Der 1901 gegründete OFC und seine Fans durchlebten in den letzten Jahren dramatische Berg- und Talfahrten, teilweise durch sportliche Leistungen, aber auch finanzielle Probleme. Ein Höhepunkt war 1970 der Gewinn des DFB-Pokals und 1974 ein 6:0-Sieg gegen FC Bayern München. Das neue Stadion [11] wurde in der Hoffnung auf einen Aufstieg in die 2. Bundesliga 2012 fertiggestellt. Aktuell spielt die Mannschaft in der Regionalliga (4. Liga). In Wikipedia gibt es eine interessante Grafik zur Geschichte des Vereins.
Der einige hundert Meter hinter dem Stadion stehende 1882 erbaute Aussichtsturm [12] ist 27 m hoch, die über 108 Stufen überwunden werden können. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis zu 200 km weit in die Landschaft. Wegen des etwas diesigen Wetters konnte ich sie leider nicht auskosten.
Aktuell ist er wegen Corona geschlossen, sonst wird er an den Wochenenden geöffnet. Details werden auf der Website des »Musikvereins Eintracht« genannt.
Eines der ältesten Zeugnisse menschlicher Kultur in Bieber ist das etwa 3000 Jahre alte Bieberer Amulett [13].
Kirchen
St. Nikolaus [22]:
Vorgängerbauten ab 15. Jahrhundert
erbaut 1936 | 1990 letzte Renovierung.
Künstler D. Wurmdobler: In Rottönen gemalte Kassettendecke. Farbton: caput mortuum.
Jesus wird mit hellem Blattgold überzogen, die Apsis mit konzentrischen Kreisen farbiger Wellenbewegungen als Symbol der Erlösung der Menschheit angelegt.
Lutherkirche [21]:
1852 lebten in Bieber 1200 Einwohner, davon 43 evangelisch.
Die Kirche wurde 1935 erbaut | monumentale Wachs-Malerei von Hans Kohl. Diese Maltechnik gab es bereits in Altägypten (3000 v. Chr.) »Es ist eines der letzten hessischen Dokumente aus der nationalsozialistischen Zeit, das von einem einheimischen Künstler gemalt wurde« (Kurt Gallwitz, Städel-Dir.)
Der alte Stadtkern [31 – 33]
ist gut auf Stadtplänen zu erkennen. Er wird etwa markiert von Alt Bieber, Rathausgasse und der derzeit verrohrten Bieber. Eine erste Mühle gab es vermutlich am Rand dieses Kerns. Daran erinnert nur noch der Straßenname »Am Mühlenwehr«.
Die liebevoll restaurierte Bebauung reicht bis ins 18 Jh. zurück.
Die Bieber | Seligenstädter Str.
Die Bieber [41 – 42] – oder auch »Die Bach« – kommt von Heusenstamm und fließt weiter nach Nordosten in die Rodau, die schließlich nördlich von Mühlheim im Main mündet. Die Bieber wurde 1960 über ca. 400 m verrohrt, um Hochwasser zu vermeiden – mit mäßigem Erfolg. Es gibt zwar die Idee, sie wieder ans Tageslicht zu bringen, aber die Zahl der Mitstreiter ist eher überschaubar.
Der Charme der Seligenstädter Str. [45] liegt in ihren vielen, überwiegend inhabergeführten Läden – von Mode bis Wein.